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				The Erlkonig
			 
 
			
			Erlkonig, (1780), Johann Wolfgang Goethe
 Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
 Es ist der Vater mit seinem Kind;
 Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
 Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.
 
 »Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?« -
 »Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
 Den Erlenkönig mit Kron und Schweif?« -
 »Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif.« -
 
 »Du liebes Kind, komm, geh mit mir!
 Gar schöne Spiele spiel ich mit dir;
 Manch bunte Blumen sind an dem Strand,
 Meine Mutter hat manch gülden Gewand.«
 
 »Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht,
 Was Erlenkönig mir leise verspricht?« -
 »Sie ruhig, bliebe ruhig, mein Kind:
 In dürren Blättern säuselt der Wind.« -
 
 »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
 Meine Töchter sollen dich warten schön;
 Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn
 Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«
 
 »Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
 Erlkönigs Töchter am düstern Ort?« -
 »Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau:
 Es scheinen die altern Weiden so grau.« -
 
 »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt;
 Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.«
 »Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an!
 Erlkönig hat mir ein Leids getan!« -
 
 Dem Vater grausets, er reitet geschwind,
 Er hält in Armen das ächzende Kind,
 Erreicht den Hof mit Mühe und Not:
 In seinen Armen das Kind war tot.
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